Montag, 8. September 2008

Ich habe eine Wohnung!

Ich habs geschafft, ich habe eine Wohnung in London. Und das war gar nicht mal so einfach.

Man hat ja schon das eine oder andere über die Wohnungssituation in London gehört. Aber das ganze dann selber und aus erster Hand zu erfahren, ist nochmal was ganz anderes. Letzte Woche Donnerstag bin ich angekommen, einen Platz im Hostel hatte ich von Deutschland aus reserviert. Ich habe da 24 Pfund pro Nacht in einem Vierbettzimmer bezahlt. Das Zimmer war in einem miserablen Zustand: Der Teppich wurde wahrscheinlich noch nie gereinigt, Wasserflecken zogen sich vom Bad quer durch die Zimmerdecke und den Boden und mir sind irgendwie ständig Teile vom Deckenputz aufs Bett gefallen. Naja, wenigstens waren die Leute da alle sehr nett.

Ich habe mein Zimmer mit einem Australier und einer Estin geteilt. Der Australier war alleine auf einer fünfwöchigen Europatour unterwegs und arbeitet(e) eigentlich als Banker, wollte sich aber mal eine Auszeit gönnen. Sehr netter Typ, der, als wir zusammen in der Hostel-eigenen Bar waren, einen ganzen Abend lang nur Whiskey getrunken hat. Die Estin studiert in London Schauspiel. Dementsrechend gut sah sie auch aus. Aus irgendeinem Grund hat ihre ganze "class" in diesem Hostel gewohnt, und ihre Kommillitoninnen waren auch wirklich nicht übel. Muss ich mal die Augen offen halten, vielleicht sieht man die in dem einen oder anderen Film mal wieder.

Ich bin dann also jeden Tag vom Hostel aus auf Wohnungssuche gegangen. Das funktioniert in London so: Man geht auf DIE englische Kleinanzeigen-Seite, gumtree, sucht sich da die interessantesteten Angebote raus, und dann muss man nur noch die Vermieter telefonisch erreichen. Wie ich aber festgestellt habe, tummeln sich da ganz schön viele zwielichtige Abzocker drauf rum.

Manche Vermieter hatten nur eine Mail-Adresse angegeben. Nachdem man die dann angeschrieben hatte, kam dann sowas zurück wie: "Ich bin Pastor XY, bin momentan gerade auf Mission in Westafrika und gebe meine Wohnung für so einen attraktiven Preis her, da ich Gott so dankbar bin. Wenn du die Wohnung sehen willst, überweise mir bitte als Beweis, dass du über Geld verfügst, XY Pfund. Ist das geschehen, wird dir meine Frau die Wohnung zeigen und dir dein Geld zurückgeben." Schon klar. Ist quasi eine andere Form von Spam, nur noch viel subtiler (auch wenn ich zum Glück nicht drauf reingefallen bin).

Eine andere fiese Falle auf gumtree sind die Agenturen. Was ich vorher nicht wusste ist, dass ca. 80 Prozent aller Angebote von Agenturen stammen. Erkundigt man sich dann bei der entsprechenden Anzeige nach einem Besichtigungstermin, wird man zur Agentur gebeten und soll da, ohne je eine Wohnung gesehen zu haben, erstmal 70 Pfund zahlen. Vorher kommt man nicht an die Zimmer ran.

Brutal an London sind vor allem die Preise. Ich habe hoffnungsvoll zunächst etwas unter 100 Pfung pro Woche gesucht (Mieten werden im schnelllebigen London grundsätzlich in Wochenpreisen berechnet). Was ich dafür allerdings gesehen habe... unglaublich. Darunter war unter anderem ein Raum, der so klein war, dass man die Tür schließen muss, um sich aufs Bett setzen zu können. Oder ein Zimmer, das von einem alten Typ mit richtig lustigem italienischen Akzent vermietet wurde und seit geschätzten vierzig Jahren nicht mehr renoviert wurde. Das einzige Klo bei dem Zimmer befand sich übrigens zwei (!) Stockwerke tiefer im Haus. Auch nicht schlecht war das Zimmer mit einer gesprungenen Fensterscheibe oder das, das sich im Dachgeschoss befand und bei dem die Decke nur ungefähr 1,90 Meter hoch war. Und keins der Zimmer war auch nur annähernd in Innenstadtnähe, sondern meistens mindestens eine halbe Stunde von der City entfernt.

Deshalb habe ich dann notgedrungen meine Preisobergrenze etwas nach oben verschoben. Da war zwar immer noch viel Müll dabei, aber am Sonntag hatte ich das große Glück und ich habe ein Zimmer in einer flatshare (so nennt der Engländer eine WG) gefunden. Ich wohne mit einem 29-Jährigen Engländer afghanischer Abstammung zusammen, der als Selbstständiger im Marketing arbeitet. Ist ein super netter Typ, wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Ich wollte schon gerne in eine WG ziehen, in der Englisch gesprochen wird, um ein Gefühl für das Alltags-Englisch zu bekommen. Außerdem bin ich so nicht komplett alleine, da das Semester erst nächste Woche Mittwoch startet.

Die Miete leigt zwar am absolut obersten Ende meines Limits, aber dafür liegt die Wohnung angenehm nahe an der Innenstadt. Ich brauche nur zwei Tube-Stationen, dann bin ich schon mitten in der Stadt. Und ich kann von unserem Balkon aus sogar das London Eye sehen, allerdings nur die obere Spitze.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gratuliere zur Wohnung!

Wenn dein Nachbar Hobby-Chemiker ist und gerne von vielen Jungfrauen schwärmt, solltest du dir allerdings ne neue Bude suchen :)

fangdada hat gesagt…

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