Mittwoch, 31. Dezember 2008

Einreise mit elektronischem Pass

Ich gehöre zu der kleinen Gruppe Deutscher, die einen Reisepass mit elektronischem Chip und genormten Passfoto ihr Eigen nennen dürfen. Gestern bei der (Wieder-)Einreise nach England habe ich erfahren, was man damit so anstellen kann.

Man braucht sich damit nicht mehr der Passkontrolle bei einem Grenzbeamten unterziehen, sondern kann das Ganze automatisch geschehen lassen. Dazu stehen am Flughafen Automaten. Bei denen legt man seinen Pass mit der Seite ein, auf der das Foto ist. Das wird gescannt. Dann muss man in eine Kamera gucken (natürlich, ohne eine Brille zu tragen oder dabei zu lächeln). Dieses Bild wird dann mit dem auf dem Pass verglichen. Ist alles ok, geht die Schleuse auf, und man darf offiziell nach England einreisen.

Und man sollte nicht versuchen, die Passkontroll-Automaten zu fotografieren. Denn sonst reißen einem übereifrigen Grenzpolizisten die Kamera aus den Händen. Ist mir nämlich passiert. Sonst würde ich von den Dingern gerne Fotos zeigen. Aber ich musste sie vor den Augen der Cops löschen. Nächstes Mal komme ich mit einer versteckten Kamera.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Mal Off-Topic

Momentan ist hier mehr so Erasmus-Party-Zeit. Die entsprechenden Fotos gibt's dann auf einschlägigen Social Networks zu sehen.

Deshalb mal Off-Topic: Ich muss einfach diesen Kurzfilm anpreisen. Meiner Meinung das allerbeste, was das Genre "animierter Kurzfilm" je hervorgebracht hat. Da steckt so viel drin: Kann man seine Kreativität verkaufen? Bringt materieller Wohlstand Glück mit sich? Was sind die kleinen Freuden des Alltags eigentlich wert? Und sollte man wirklich sein inneres Kind verraten?

Und dann ist da noch diese Musikuntermalung. Ich hab den Film jetzt mehrere Dutzend Male angeguckt, aber das macht mir immer wieder Gänsehaut. Was man doch mit ein paar geschickt eingesetzten Mitteln alles beim Zuschauer auslösen kann...

Wegen Sony-Urheberrechts-Schutz-Gedöns kann man das Video hier leider nicht embedden, aber den Link gibt's hier: MORE

Sonntag, 23. November 2008

Immer größer

Gerade eben gehört: Radiowerbung (!) für Brustvergrößerungen. Jingle: "My life, my body, my breasts". Ganz stark. Es gibt in London, glaube ich, drei Großunternehmen, die Schönheitsoperationen durchführen. Das sind keine einfachen Kliniken, das sind richtige Ketten. So wie McDonald's. Nur halt für kosmetische Operationen. Und scheinbar versuchen sie, nicht nur die Oberschicht zu erreichen. Macht wohl Sinn in der Finanzkrise: Wer keinen Job mehr findet, muss halt in den eigenen Körper investieren, oder wie soll man das erklären?

Donnerstag, 20. November 2008

Es tut weh...

...wenn man das Spiel Deutschland gegen England in einem Pub guckt, umgeben von Engländern, Deutschland bescheiden spielt und (verdient) verliert. Vor allem, wenn man sich während des Spiels als Deutscher zu erkennen gibt. Dann hagelt es richtig Häme. Da hilft auch kein Verweis auf die überlegene Turnier-Bilanz der deutschen Nationalmannschaft. Wenigstens war ein englischer Torwart mal wieder ein Grund zum Lachen.

Sonntag, 16. November 2008

The Random Picture Post

Manchmal erzählen Bilder mehr als Worte. Daher gibt's diesmal Bilder und keinen Text. Ich bin heute abend nämlich irgendwie zu faul zum Schreiben. Irgendwie sind Sonntagabende keine Quelle der Kreativität für mich...

Links: Wais, mein Mitbewohner; rechts: Ksenia, seine Kollegin
(da wurde Wais gerade 31)


Ksenia und ich


Londons größtes Feuerwerk (Bonfire Night) am Alexandra Palace.

Ich liebe Feuerwerke. Da freut sich immer das Kind in mir.


Kommt in diesem Foto vielleicht nicht ganz so doll rüber, aber vom Alexandra Palace (auf einem Hügel im Norden Londons gelegen) hat man einen wunderschönen Blick auf London bei Nacht. Diese Stadt ist RIESENGROSS!


"German Bier Fest" mit einer "Oompha Band" (wir würden dazu Blaskapelle sagen)


Deutsche Kultur auf dem Vormarsch: Das hat ein Brite geschrieben;)


Komischerweise trat bei dem German Bier Fest auch eine Queen-Coverband auf.


Der Freddy-Imitator war weltklasse, wie auch der Rest der Band.


Show must go on!


Vortrinken bei mir: Gabriel (Schweden), Mari (Finnland)


In meiner Küche: Sonja (Finnland), Kine (Norwegen). Die Optik dieses Fotos entspricht in etwa meinem Zustand zum Zeitpunkt dieses Fotos;)

Sonntag, 2. November 2008

Watching the English

Wenn man so eine Zeit unter Briten lebt, kriegt man irgendwann ein gefühl dafür, wie die Menschen hier ticken. Eine der Sachen, mit der man sich als kontinentaleuropäischer, und erst recht deutscher, Besucher schwertut, ist der britische Humor.

Mit diesem Humor ist das so eine Sache. Eigentlich geht es dabei immer darum, seinem Gegenüber gemeine Sachen zu sagen, und sich dann darüber lustig zu machen, wenn besagtes Gegenüber das überhaupt nicht witzig findet. Hier nennt man das "pulling one's leg". Wenn mir also im Pub jemand, den ich seit fünf Minuten kenne, sagt, dass "your hairs look like shit", dann ist das nicht als Affront, sondern als Ausdruck von Sympathie gemeint. Der Engländer möchte, so glaube ich, damit testen, ob man sich selbst nicht so ernst nimmt und ob man über sich selbst lachen kann. Wenn man nur böse zurückguckt, hat man gleich verloren.

Womit wir auch schon beim nächsten Thema sind: Die Hitler-Witze. Davon habe ich bisher erstaunlich wenige abbekommen, was daran liegen kann, dass ich nicht unbedingt täglich Umgang mit Engländern habe. Meistens kommen die Witze auch erst nach dem einen oder anderen Bier. Und auch dann gilt: Drüber lachen, und wenn möglich, selber noch einen Witz nachlegen. Und schon ist man akzeptiert und gilt nicht als "bloody German", der ja sowieso keinen Humor hat. Alles eine Sache der Übung, scheint mir.

Ganz gefährlich ist auch zu erwähnen, das irgendetwas ganz bestimmtes in Deutschland besser ist als in England. Wenn z.B. jemand etwas von der riesigen Messehalle in London erzählt und man dann dagegen hält, dass es in Frankfurt noch viel größere Messehallen gibt, dann ist das für den Engländer deutsch Protzigkeit, die mitten ins Herz des Empire-losen Engländers trifft. Da hilft es, manchmal einfach Dinge für sich zu behalten.

Dann gibt es da noch die "peculiarities", diese kleinen, sehr speziellen Besonderheiten, die einem erst nach einer ganzen Weile auffallen. Zum Beispiel die große Freude, die Engländer scheinbar durchs Schlangestehen empfinden müssen. Es gibt einige U-Bahnhöfe, an denen weiß man schon vor Eintreffen der U-Bahn, wo sich deren Türen öffnen werden. Genau an diesen Punkten bilden sich immer zwei, drei Minuten vor Ankunft der Tube akkurate Schlangen von Londoner Pendlern. Faszinierend.

In der U-Bahn kann man auch ein weiteres englisches Phänomen begucken: Stoisches Ertragen von etwaigen Unahnnehmlichkeiten. Wenn eine U-Bahn ausfällt wird nicht, wie in Deutschland, lauthals über die "Scheiß-Bahn" oder so gemeckert, sondern man bleibt einfach zeitungslesend und in aller Ruhe auf dem Bahnsteig stehen. Kann man ja eh nicht ändern. Diese Einstellung gefällt mit, vielleicht kann ich davon etwas mit nach Hause nehmen.

Bleibt noch eine Sache: Die Engländer und der Alkohol. Das ist so eine ganz besondere Sache. Man kann auf jeden Fall feststellen, dass Engländer abends sehr gerne sehr viel Alkohol trinken. Das ist an sich nicht so schlimm, kennt man ja aus Deutschland. Bis vor nicht allzu langer Zeit durften Pubs nur bis 23 Uhr Alkohol ausschenken. Diese Regel gibt es seit einigen Jahren nicht mehr, aber trotzdem knallen die sich hier sehr gerne die Birne schon vor 23 so zu, dass man, wenn man gerade mit der Tube oder dem Bus in Richtung Stadt unterwegs ist, garantiert den einen oder anderen Volltrunkenen passiert. Und das gilt, mehr oder weniger erschreckenderweise, nicht nur für Männer, sondern gerade auch für Frauen. Wenn englische Frauen betrunken sind, haben sie die Angewohnheit, sehr laut rumzuschnattern.Das hört sich irgendwie ganz anders an, als wenn deutsche Frauen angetrunken sind. Und sie werden teilweise auch sehr aufdringlich.

Die Konsequenz des englischen Alkoholkonsums kann man sehr gut daran erkennen, wenn man in den frühen Morgenstunden nach Hause geht: Ca. alle 500 Meter sieht man eine Kotzlache. Jawohl, Kotze. Sieht unschön aus und riecht auch nicht sehr dolle. Und ist auch nicht so schön, wenn das direkt vor der Bushaltestelle oder, wie neulich erst erlebt, auf dem Zebrastreifen (kein Witz!), passiert. Naja, lustig ist es hier abends trotzdem immer wieder. Bei nächste Gelegenheit sollen auch auf diesen Blog mal ein paar Londoner Bilderchen kommen.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Ausflug nach Oxford

Am Wochenende hat meine Universität einen Ausflug für die internationalen Studenten nach Oxford organisiert. Das schöne daran: Die Teilnahme ist kostenlos. Die "normalen" International Students haben auf Teilnahmeplätze immer einen Vorrang, da sie die vollen Studiengebühren zahlen. Nur wenn kurz vor Beginn des Ausflugs noch Plätze übrig sind, können die von uns Erasmus-Leuten beansprucht werden.

Wir sind am Samstagmorgen um 9:00 in London abgefahren, um 11 Uhr waren wir in Oxford. Die Stadt ist ähnlich wie Marburg (da habe ich mal studiert): Oxford hat keine Uni, Oxford IST eine Uni. Das Stadtzentrum bilden die zig Colleges der Uni, fast alle im neogotischen Stil errichtet (also so ähnlich wie die Houses of Parliament / Big Ben). Wir hatten einen Stadtführer dabei, der selber in Oxford studiert hatte und sich in der Geschichte der Uni / Stadt unglaublich gut auskannte.

Das besondere an Oxford ist, dass es die Uni an sich nicht gibt. Sie besteht stattdessen aus 39 Colleges, alle mit eigenem Lehrkörper und eigenen Wohnheimen sowie finanzieller Autonomie. Im Christ Church College beispielsweise, Spezialgebiet: Politik und Recht, wurden schon 13 spätere Premierminister ausgebildet. Und irgendwie waren auch alle halbwegs bedeutenden britischen Schriftsteller einmal Studenten oder Professoren in Oxford (so z.B. J.R.R. Tolkien), wenn sie nicht in Cambridge waren. In Oxford nennt man übrigens Cambridge, die andere alterwürdige englische Universität, nur "The Other Place".

Überhaupt alterwürdig: Man meint, wenn man durch Oxford geht, die Geschichte und Tradition dieses Ortes förmlich zu atmen. Alles wirkt so majestätisch-bedeutungsvoll, ohne dabei protzig zu wirken. Man fühlt sich, als müssten die Einrichtungen nicht unbedingt hinausposaunen, wie großartig sie sind. Dieses Gefühl bekommt man als Besucher nach einer Zeit von ganz alleine. So ist das halt, wenn eine Uni den Geist akademischer Großtaten aus acht Jahrhunderten ausstrahlt: Hier hat Tolkien an "Lord of the Rings" geschrieben, da haben TonyBlair, Margeret Thatcher und Benjamin Disraeli gewohnt, dort forschte Isaac Newton, und so weiter. Das macht schon Eindruck.

Und dann gibt es in Oxford noch die Bodleian Library: Englands älteste, traditionsreichste, tollste, bedeutendste (usw.) Bibliothek Englands. Sie hat ein Recht auf ein Pflichtexemplar jedes Buches, das in England gedruckt wurde. Und das seit dem 17. Jahrhundert. Noch dazu befindet sie sich in einem der schönsten Bibliotheksgebäuden, die ich je gesehen habe (natürlich auch im neogotischen Stil erbaut). Wenn man sieht, was für eine paradisisch ausgestattete Bibliothek die Studenten in Oxford haben, kann man sich auch vorstellen, dass die restlichen Studienbedingungen ähnlich fürstlich sind.

Da kommt man sich, wenn ich an meine Mainzer Uni denke, sehr klein vor. Ich dachte mir oft: Hier wird also Europas Top-Elite von morgen ausgebildet, und ich darf einmal kurz reinschauen, mitmachen geht aber nicht. Ein Jahr studieren in Oxford kostet (für EU-Bürger) ca. 3.500 Pfund. 80 Prozent der Studenten stammen aus den obersten 20 Prozent der britischen Bevölkerung (also vom Einkommen her). Soviel zur Chancengerechtigkeit.

Fazit: Oxford ist schön, die Universität ist sehr beeindruckend und altehrwürdig, bleibt aber nur einigen wenigen Priviligierten vorbehalten.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Uni-Zwischenfazit

Mittlerweile ist der erste Monat an meiner Gast-Uni rum und ich habe mir überlegt, es ist Zeit für ein Zwischenfazit hinsichtlich den Veranstaltungen an meiner Gasthochschule. Vorweg: Der Unterrichtsstil hier ist ähnlich wie der bei uns. Ich belege drei Module in meinem Bachelor-Studiengang "International Politics". In jedem Modul hat man eine Vorlesung und ein Seminar über jeweils ca. 90 Minuten, meistens direkt hintereinander, zu demselben Thema. Beides wird auch meistens vom selben Dozenten abgehalten. In den Vorlesungen wird der Stoff vom Dozenten vorgetragen, in den Seminaren finden Diskussionen statt. Ein Referat muss ich nur in einem von meinen drei Modulen halten.

Verglichen mit den Vorlesungen und Seminaren in Deutschland herrscht hier ein deutlich niedrigeres Niveau. Das hat mehrere Gründe. Zum einen kommen geschätzte 50 Prozent meiner Kommilitonen entweder direkt aus dem Ausland oder sind Kinder von Einwanderern. Das ist an sich gar nicht so verkehrt, dann man hat die wunderbare Möglichkeit, Kontakte mit Menschen aus aller Herren Länder und Kulturen zu knüpfen (ich kenne mittlerweile Leute aus Sri Lanka, Nigeria, Kenia, Bangladesch, Pakistan, Russland, Moldawien, Portugal, Ukraine, etc.). Andererseits zieht es das Unterrichtsniveau nun einmal nach unten, wenn von diesen 50 Prozent wiederum ein Großteil Probleme hat, Englisch auf akademischem (oder sagen wir: Oberstufen-)Niveau zu beherrschen. Da verbringt man dann einen Teil eines Seminars damit, unbekannte Wörter in Texten zu erklären. Und man fragt sich, ob man mit seiner Zeit nicht sinnvollere Sachen anstellen könnte. Diskussionen dienen selten dazu, den Stoff eines Seminars zu vertiefen, sondern verlaufen schon nach wenigen Minuten in erregten Wortgefechten.

Einen weiteren Grund für das schwache Niveau sehe ich in der Tatsache, dass in England irgendwie jeder an die Uni gehen kann. In England gibt es kein dreigliedriges Schulsystem wie bei uns, jeder schließt die Schule mit den A-Levels ab. Und wer die besteht, kann sich dann für nahezu jeden Kurs an der Uni einschreiben. Meine Theorie: Die wirklich guten Studenten gehen an die wirklich guten Unis (die dann auch wirklich teuer sind), während Hochschulen wie meine, die University of East London (die man in Rankings meistens mit der Lupe suchen muss), den ganzen Rest kriegen. Was mich aber besonders verwundert, ist die Lustlosigkeit und Unmotiviertheit unter diesen Studenten. Denn für ein Jahr an der UEL bezahlt man immer noch 3.200 Pfund (!). Wenn ich jedes Jahr so eine Summe für mein Studium abdrücken müsste, würde ich wahrscheinlich vor lauter selbstgemachtem Druck gar nichts anderes tun als mich nur in den Stoff zu knien. Das ist hier irgendwie anders. Da merkt man erstmal, wie unglaublich priviligiert man in Deutschland ist, ein Studium an einer Universität (in manchen, coolen Bundesländern) nahezu umsonst absolvieren zu dürfen.

Generell scheinen viele Studenten hier Probleme im Umgang mit akademischen Texten zu haben. Häufig driften die Diskussionen in den Seminaren weit von deren Inhalt ab, und man verstrickt sich in Themen, die leider überhaupt nichts mit dem Seminarinhalt zu tun haben. Das nervt. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass man als Student hier teilweise wie ein Schüler behandelt wird. Sehr beliebt in den Seminaren sind Gruppendiskussionen, in denen man ein Thema in der Gruppe bespricht und seine Ergebnisse dann den anderen präsentiert. Das ist anders als unsere Seminare, in denen man einer endlosen Reihenfolge von Referaten lauschen muss. Aber irgendwie komme ich mir hier immer wie in der elften Klasse, nicht jedoch wie an einer Universität vor.

Aber es gibt auch Lichtblicke. Es freut mich wirklich, dass man hier Menschen so vieler verschiedener Länder kennen lernen kann. Auch dass viele meiner Kommilitonen Leute zwischen 25 und 40 sind, finde ich gut: Bildung als Weg zum Aufstieg, die man auch in späteren Lebensabschnitten in Anspruch nimmt, ist ein Gedanke, der hier deutlich stärker verbreitet ist.

Und was mir besonders gut gefällt, sind die Dozenten. An der UEL gibt es fast ausschließlich Lecturers, also Professoren, die hauptsächlich für die Lehre zuständig sind. Das soll bei uns ja auch irgendwann eingeführt werden, wogegen sich unsere Professoren wehren, wohl nicht ganz zu Unrecht: Wer 15 oder mehr Stunden in der Woche Studenten unterrichtet (und betreut!), hat kaum noch Zeit für Forschung. Das ist bei meinen Dozenten hier nicht anders. Aber aus Studentensicht hat das einen riesigen Vorteil: Man hat es meistens mit wahren Meistern der Didaktik zu tun. Vorlesungen und Seminare haben eine klare Struktur, die Dozenten kennen sich sehr gut aus, sind bestens vorbereitet und geben verständliche Antworten auf Fragen der Studenten. Und sie können allesamt komplizierte Sachverhalte und Theorien sehr eingängig erklären. Noch nie wurde mir derart verständlich beispielsweise der Neo-Realismus von Kenneth Waltz (Internationale Beziehungen und so...;)) erklärt. Das ist wirklich toll.

Am 13. November muss ich meinen ersten Essay (sprich: Hausarbeit) abgeben. Er soll insgesamt 2.000 Wörter umfassen (etwa 6 DIN-A4-Seiten mit eineinhalbfachem Zeilenabstand). Mal schauen, wie ich da abschneide und ich mit meinen Auslassungen über das Niveau hier nicht vielleicht etwas au die Nase falle...


Montag, 6. Oktober 2008

Gefällt dir das englische Essen nicht...

...kippst du einfach Essig rüber. Dann geht's.

Ich muss gestehen: Ich liebe mittlerweile Pommes mit viel Essig und Salt&Vinegar-Chips (bzw. Crisps, wie der Engländer sagt) mit sehr viel essig. Hat von einem kontinentaleuropäischen Standpaunkt aus betrachtet irgendwie was subkulturell-alternatives.

Montag, 29. September 2008

Londons Bürgermeister von hinten...

...kann man auf diesem Foto sehen. Und zwar beim Aufhängen der olympischen Flagge in London. Das ist der mit der blonden Mähne und dem Paint-Pfeil überm Kopf.


Da er den Conservatives angehört und das Trinken in U-Bahnen verboten hat, hat er unter Studenten in London ein leichtes Popularitaätsdefizit. Aber, das muss ich sagen, er kann lustige Reden halten. Und er sieht auch irgendwie lustig aus:


Sonntag, 28. September 2008

Kurioses aus dem Erasmus-Leben

Ein Erasmus-Semester soll ja vor allem der persönlichen Entwicklung dienen. Man soll dabei zum Beispiel neue Kulturen und Sprachen kennen lernen.

So lernt man dann, was "Taschenlexikon" auf finnisch heißt:


Montag, 22. September 2008

Ausflug nach Schottland

Ich war in Schottland und es war toll. Ich bin mit meinem Bruder eine Woche lang mit einem Mietwagen durch dieses wunderschöne Land gefahren. Die Route: Edinburgh - Spey Valley - Loch Ness - Highlands - Isle of Skye - Loch Lomond - Glasgow. Von da aus gings dann mit dem Flugzeug für mich wieder nach London. 

Ich habe aus dem Trip drei Erkenntnisse gezogen:
1. Schottland ist ein unglaublich schönes Land
2. Schotten sind unglaublich nette und hilfsbereite Menschen
3. Ein Rechtslenker-Auto zu fahren macht unglaublich viel Spaß. Vor allem auf den gottverlassenen, traumhaft schönen schottischen Bergstraßen

Da Bilder mehr sagen als Worte, gibts dazu einfach eine ganze Ladung Fotos. Alle Fotos wurden von meinem Bruder gemacht. Ist er nicht gut?

Edinburgh Castle


Eine italienische Jugend-Reisegruppe packt ihre Sachen vor unserem Hostel


Blick vom Edinburgh Castle


"The Bruce" vorm Stirling Castle


Straße in Edinburgh


Pub in Edinburgh


Der "One-o'clock-gunshot" auf dem Edinburgh Castle


Der River Spey


Die kleinste schottische Whisky Destillerie (hab den Namen vergessen)


Noch eine Destillerie, deren Namen ich vergessen habe. Egal, das Foto ist schön


Irgendwo in den Highlands


Lagerraum in noch einer weiteren Destillerie


Urquardt Castle am Loch Ness bei Abenddämmerung



Im Urquardt Castle bei Nacht. Spooky!


Urquardt + Loch Ness am Morgen


Irgendwo in den Highlands: Schottland ist schön


Macht Spaß: Passstraße irgenwo in Nordschottland


Brudern und ich vorm "Highlander"-Castle Eilean Dunan


Glasgow: Der Club, in dem Oasis ihren ersten Plattenvertrag bekommen haben



Dienstag, 9. September 2008

CCTV everywhere

Heute in der Nähe der Oxford Street gesehen. Wenn es um das Aufstellen von CCTV (Closed-Circuit Television, sprich: Überwachungskameras) geht, sind die Briten auf jeden Fall ganz vorne dabei. Nicht nur vor jedem Laden und jedem öffentlichen Gebäude, auch auf öffentlichen Plätzen, Straßen, und meistens auch vor jedem normalen Haus findet man einen Hinweis auf "CCTV in operation".

Irgendwie ironisch, dass das ausgerechnet in George Orwells Mutterland passiert.

Montag, 8. September 2008

Ich habe eine Wohnung!

Ich habs geschafft, ich habe eine Wohnung in London. Und das war gar nicht mal so einfach.

Man hat ja schon das eine oder andere über die Wohnungssituation in London gehört. Aber das ganze dann selber und aus erster Hand zu erfahren, ist nochmal was ganz anderes. Letzte Woche Donnerstag bin ich angekommen, einen Platz im Hostel hatte ich von Deutschland aus reserviert. Ich habe da 24 Pfund pro Nacht in einem Vierbettzimmer bezahlt. Das Zimmer war in einem miserablen Zustand: Der Teppich wurde wahrscheinlich noch nie gereinigt, Wasserflecken zogen sich vom Bad quer durch die Zimmerdecke und den Boden und mir sind irgendwie ständig Teile vom Deckenputz aufs Bett gefallen. Naja, wenigstens waren die Leute da alle sehr nett.

Ich habe mein Zimmer mit einem Australier und einer Estin geteilt. Der Australier war alleine auf einer fünfwöchigen Europatour unterwegs und arbeitet(e) eigentlich als Banker, wollte sich aber mal eine Auszeit gönnen. Sehr netter Typ, der, als wir zusammen in der Hostel-eigenen Bar waren, einen ganzen Abend lang nur Whiskey getrunken hat. Die Estin studiert in London Schauspiel. Dementsrechend gut sah sie auch aus. Aus irgendeinem Grund hat ihre ganze "class" in diesem Hostel gewohnt, und ihre Kommillitoninnen waren auch wirklich nicht übel. Muss ich mal die Augen offen halten, vielleicht sieht man die in dem einen oder anderen Film mal wieder.

Ich bin dann also jeden Tag vom Hostel aus auf Wohnungssuche gegangen. Das funktioniert in London so: Man geht auf DIE englische Kleinanzeigen-Seite, gumtree, sucht sich da die interessantesteten Angebote raus, und dann muss man nur noch die Vermieter telefonisch erreichen. Wie ich aber festgestellt habe, tummeln sich da ganz schön viele zwielichtige Abzocker drauf rum.

Manche Vermieter hatten nur eine Mail-Adresse angegeben. Nachdem man die dann angeschrieben hatte, kam dann sowas zurück wie: "Ich bin Pastor XY, bin momentan gerade auf Mission in Westafrika und gebe meine Wohnung für so einen attraktiven Preis her, da ich Gott so dankbar bin. Wenn du die Wohnung sehen willst, überweise mir bitte als Beweis, dass du über Geld verfügst, XY Pfund. Ist das geschehen, wird dir meine Frau die Wohnung zeigen und dir dein Geld zurückgeben." Schon klar. Ist quasi eine andere Form von Spam, nur noch viel subtiler (auch wenn ich zum Glück nicht drauf reingefallen bin).

Eine andere fiese Falle auf gumtree sind die Agenturen. Was ich vorher nicht wusste ist, dass ca. 80 Prozent aller Angebote von Agenturen stammen. Erkundigt man sich dann bei der entsprechenden Anzeige nach einem Besichtigungstermin, wird man zur Agentur gebeten und soll da, ohne je eine Wohnung gesehen zu haben, erstmal 70 Pfund zahlen. Vorher kommt man nicht an die Zimmer ran.

Brutal an London sind vor allem die Preise. Ich habe hoffnungsvoll zunächst etwas unter 100 Pfung pro Woche gesucht (Mieten werden im schnelllebigen London grundsätzlich in Wochenpreisen berechnet). Was ich dafür allerdings gesehen habe... unglaublich. Darunter war unter anderem ein Raum, der so klein war, dass man die Tür schließen muss, um sich aufs Bett setzen zu können. Oder ein Zimmer, das von einem alten Typ mit richtig lustigem italienischen Akzent vermietet wurde und seit geschätzten vierzig Jahren nicht mehr renoviert wurde. Das einzige Klo bei dem Zimmer befand sich übrigens zwei (!) Stockwerke tiefer im Haus. Auch nicht schlecht war das Zimmer mit einer gesprungenen Fensterscheibe oder das, das sich im Dachgeschoss befand und bei dem die Decke nur ungefähr 1,90 Meter hoch war. Und keins der Zimmer war auch nur annähernd in Innenstadtnähe, sondern meistens mindestens eine halbe Stunde von der City entfernt.

Deshalb habe ich dann notgedrungen meine Preisobergrenze etwas nach oben verschoben. Da war zwar immer noch viel Müll dabei, aber am Sonntag hatte ich das große Glück und ich habe ein Zimmer in einer flatshare (so nennt der Engländer eine WG) gefunden. Ich wohne mit einem 29-Jährigen Engländer afghanischer Abstammung zusammen, der als Selbstständiger im Marketing arbeitet. Ist ein super netter Typ, wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Ich wollte schon gerne in eine WG ziehen, in der Englisch gesprochen wird, um ein Gefühl für das Alltags-Englisch zu bekommen. Außerdem bin ich so nicht komplett alleine, da das Semester erst nächste Woche Mittwoch startet.

Die Miete leigt zwar am absolut obersten Ende meines Limits, aber dafür liegt die Wohnung angenehm nahe an der Innenstadt. Ich brauche nur zwei Tube-Stationen, dann bin ich schon mitten in der Stadt. Und ich kann von unserem Balkon aus sogar das London Eye sehen, allerdings nur die obere Spitze.